Von Ecuador nach Hiva Oa in den Marquesas in Franz. Polynesien – 3600 Seemeilen
26 Tage 58 Längengrade 23.August bis 18. September 2016
Wann ist der richtige Zeitpunkt abzulegen? Man holt sich wie immer Wetterberichte aus dem Internet, informiert sich über Strömungen, speziell hier um Bahia soll es bis zu 3 Knoten Gegenströmung geben. Alles zum Teil wunderbar animiert, wie auf der Website von Windyty zum Beispiel, nur leider falsch, wie sich in der Praxis herausstellte. Man spricht mit anderen Seglern, einige raten ab, meinen es sei jetzt kein guter Zeitpunkt wegen Wind und Strömung und überhaupt. Meine Erfahrung ist, dass die Wetterberichte, vor allem in Küstennähe, leider sehr oft nicht halten was sie versprechen. Der theoretisch schwierige Bereich ist, bis man Galapagos achteraus hat. Oftmals Gegenwind oder sehr wenig Wind. Danach sollte es mit SO und O Wind dahin gehen.
Nach 3 Wochen in Bahia de Caraquez war Sagitta jetzt bereit für den großen Törn.
Wir sahen zwar nicht viel von Ecuador, aber die Freundlichkeit der Menschen hier wird uns in Erinnerung bleiben.
Für uns war es der perfekte Zeitpunkt jetzt abzulegen, wie sich im Laufe der Reise, vor allem bis Galapagos, herausstellen sollte.Ariosto, unser Lotse, brachte uns am Morgen bei Flut durch die Sandbänke wieder sicher zurück auf See. Nach einer herzlichen Verabschiedung motorten wir dann 4 Stunden die Küste entlang bis knapp vor Manta. Mit aufkommendem SW Wind segelten wir ab hier 295 Grad hart am Wind Richtung Galapagos. Noch würden wir im Norden daran vorbei segeln. Laut unseren Grib Files soll allerdings der Wind die Tage immer mehr auf Süd und danach weiter SO drehen. So ist es dann auch. Bereits nach 4 Tagen und 540 Seemeilen passieren wir die südlichste Galapagos-Insel, Espanola, nur 50 Seemeilen Steuerbord entfernt. Die meiste Zeit hatten wir starke Bewölkung, kaum Sonne und es war überraschend kalt, vor allem nachts. Socken, lange Hosen, Fleecejacken etc. beherrschten die Bordgarderobe. Wie Wien im November, fast.
22 Grad im Salon hatte wir schon jahrelang nicht mehr. Ja, man verweichlicht in den Tropen.
In diesem Abschnitt bis Galapagos hatten wir auch den meisten Sichtkontakt mit anderen Schiffen. Viele Fischer in teilweise offenen Lanchabooten, auch nachts noch, 100 Seemeilen vom Festland entfernt. Was für ein Job! Die meisten haben Netze ausgelegt, vielleicht 500 Meter lang, aber auch nachts beleuchtet. Die Identifikation ist immer wieder spannend. Nach Galapagos wird es dann einsamer auf See. Die Temperaturen steigen auch täglich, allerdings bis das Thermometer wieder einmal über 30 Grad im Salon anzeigt, dauert es bis Hiva Oa.
Heute legen wir unseren Sollkurs von 260 Grad direkt zu den Marquesas an. Wir fliegen dahin, befinden uns in einer „Super – Strömung“, dem Äquatorialstrom sei Dank. Bei 10 Knoten SO Wind , rauschen wir teilweise mit über 9 Knoten dahin. Spitzen sogar über 10. So kann es weiter gehen.
Othello beim Fressen Butterfly Mittagsruhe
Das Leben an Bord geht seinen „Langfahrt – Gang“. Othello hält sich tapfer, macht seine Geschäfte am Seitendeck. Nachdem unsere Kühltruhen voll waren, beginnen wir erst jetzt mit dem Fischen. Ausbeute die Tage, 2 x 70 cm Mahi- Mahi und ein 1,10 m Wahoo. Was nicht gleich gegessen wird, kommt in den Tiefkühler.
An Schiffsbegegnungen hatten wir vor allem größere Fischerboote, 5 nach Galapagos. Dem Funkverkehr nach Asiaten. In der Nacht duch den Lichtschein schon von weitem zu erkennen. Segler sahen wir keinen einzigen. Auf der ganzen Reise hatten wir nie mehr als 22 Knoten Wind, keine Squalls und fast keinen Regen.
Nach 26 Tagen auf See sahen wir am 18. September Land in der Ferne. Immer wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Die Marquesas Insel Hiva Oa liegt vor uns.
Vangelis mit „Conquest the paradise“ kommen wieder mal über die Lautsprecher, bei Ankunft nach längeren Passagen hat dies schon Tradition. Als der Anker in der nördlichen Ankerbucht Hanaiapa fällt, sind wir wirklich angekommen! Es war ein langer Weg, nicht nur die zurückgelegten 3600 Seemeilen! Wir sind einfach dankbar, dass alles so gut gelaufen ist. Kein Bruch, keine Verletzungen, Sagitta in Bestform nach Polynesien gesegelt und sogar noch unter den kühnsten zeitlichen Prognosen geblieben. Eine der schönsten Seereisen überhaupt bis jetzt. Yes!!