Wir, das sind unsere Linehandler, Hilva, Yogi, Markus und Mark sowie die Stammcrew der Sagitta, Lambrini, Erwin und natürlich Othello, legten Mitte Mai um etwa 18 Uhr von der Anchorage F, den sogenannten Flats, im Hafen von Colon auf der Atlantikseite ab. Mit dabei auch Freddy, der vorgeschriebene Advisor der uns durch die Gatunschleusen lotsen soll.
Mittlerweile ist es sehr einfach die Passage ohne zu Hilfe Nahme eines Agenten selbst zu organisieren. Die Kosten für ein Schiff bis 15 Meter Länge betragen 1875 US$, davon bekommt man, wenn man den Kanalverkehr nicht verzögert oder Kanaleinrichtungen beschädigt, 850 US$ wieder zurück überwiesen. 100 US$ muss man noch für die Leihgebühr der Leinen und Reifen einplanen.
Freddy, unser Advisor, veranlasst in der ersten Gatunschleuse, das wir mit einem 40 Fuß Katamaran aus Frankreich im Paket gehen. Das bedeutet für uns, dass wir bloß die beiden Backbordleinen bedienen müssen. Die 3 Gatun Schleusenkammern bringen uns 26 Meter nach oben, wo der künstlich angelegte Gatun See auf uns wartet. In der Phase der Flutung der Kammer entstehen sehr starke Strömungen und Strudel, die unseren Linehandlern einiges abverlangen. Da es mittlerweile bereits nach 19 Uhr ist, erfolgt die ganze Schleusung bei Nacht. Die Kammern sind aber alle ausreichend beleuchtet. Um etwa 21:30 Uhr erreichen wir dann ohne besondere Vorkommnisse den Gatun See, wo wir vor Anker gehen und die gelungenen Manöver mit Ankerbier und Abendessen feiern.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit Starkregen, der sich aber vorerst mal nach einer Stunde wieder verzieht. Ein neuer Advisor wird gegen 8 Uhr zu uns an Bord gebracht und wir motoren die nächsten 3 Stunden zur Pedro Miguel Schleuse. Dort lässt eine Front wieder einiges Wasser während wir am Katamaran längsseits gehen, der selbst an eine Boje festgemacht hat um auf einen Frachter, der vor uns passiert, zu warten. Wir nutzen die Zeit zum Mittagessen, der Advisor wird, wie sogar vertraglich festgelegt, mitverpflegt. Wir hätten ihn aber auch sonst nicht verhungern lassen. Auch diese Schleuse wird problemlos am Katamaran festgemacht passiert. Jetzt trennen uns nur mehr 2 Tore der Mirafloresschleuse vom Pazifik.
In den Miraflores Locks gab es unvorhergesehene Action mit unseren Katamaran-Nachbarn aus den Gatun Locks. Wir sollten als drittes Schiff im Päckchen an den Katamaran längseits gehen, der an einem Ausflugsschiff festgemacht hat. Besprochen war, dass der Kat zuerst unsere Heckleine annimmt um uns zu sichern und danach die vordere Leine festmacht. Leider stürzten sich zu viele auf dem Kat auf die vordere Leine zuerst und hinten war keiner mehr um die wichtige Leine anzunehmen. Die beiden Advisor waren davor auch mehr mit Ihren Handies beschäftigt als sich genauer abzustimmen. Die Strömung war zu dieser Zeit zu stark, wir schlugen quer und touchierten die gegenüberliegende Schleusenwand, wo wir danach festgemacht abwärts schleusten.
Als das mittlere Tor aufging und die letzte Kammer der Miraflores Locks zeigte, kamen bereits 3/4 Meter hohe Wellen herein. Der Advisor fluchte und sagte, dass er so etwas in all seinen Jahren noch nicht gesehen hatte. Nun mussten wir von der Schleusenwand weg,bevor uns die Welle trifft, also wurden uns die Leinen gelöst und bereits zugeworfen und wir fuhren von der Wand weg in die Mitte der Schleuse. Der Kat musste in die letzte Kammer fahren, eher galoppieren in der Welle, um dort wieder am Ausflugsschiff festzumachen, wie zuvor. Doch aufgrund der starken Strömungen und Wellen dauerte es sehr lange, bis alles bei denen wieder fest war.
Um Sagitta in der Strömung geradeaus halten zu können, fuhren wir zu schnell auf den Kat zu und mussten auf Kommando des Advisors 180° in der Kammer drehen und zurückfahren. Das gelang in der Strömung erstaunlich gut! Und das ganze nochmal als der Kat endlich fertig war und wir bei ihm längsseits gehen konnten. Als die letzte Schleuse öffnete, war der Spuk vorbei, nur noch der Blick auf den Pazifik! Ein großes Aufatmen, geschafft! Bis auf Schrammen an der Backbord achterlichen Lippklampe und ein paar Schleifspuren am Rumpf, trug Sagitta keinen Schaden bei der Berührung mit der Schleusenkammer davon.
„I will never forget, what you have done today, Capt´n!“, das meinte unser Advisor nach der ganzen Aktion. Wir sicher auch nicht;-) Da es für uns keine Boje im Balboa Yachtclub gab, ankerten wir bei La Playita. Ein, wie im Guide beschrieben, durch den vielen Bootsverkehr sehr unruhiger Ankerplatz. Nachdem der Anker fest war, feierten wir uns bei einer Flasche Sekt selbst. Das haben wir uns alle wohl verdient. Danach brachte ich noch bei letztem Tageslicht unsere Freunde zum Dinghydock in der Marina La Playita, wo ich wider erwarten nichts bezahlen mußte. Normalerweise kostet es, ob für einen Tag oder eine Woche, das ist lustigerweise egal, 50 US plus 7% Steuer für´s festmachen mit dem Dinghy.
Nochmals ein herzliches Dankeschön an unsere tollen Linehandler und vieleicht auf ein Wiedersehen irgendwo auf dieser Welt!